Die Bauwirtschaft in Deutschland befindet sich in einer tiefgreifenden Krise. Hohe Zinsen, steigende Materialkosten und ein Rückgang der Baugenehmigungen haben die Branche erheblich belastet. Diese Entwicklungen haben nicht nur den Wohnungsbau getroffen, sondern auch den Gerüstbau stark beeinflusst. In diesem Beitrag beleuchten wir die aktuellen Marktentwicklungen und zeigen auf, welche Herausforderungen und Chancen sich für die Gerüstbaubranche ergeben.
Die aktuelle Lage im Bauwesen
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die Baugenehmigungen sind 2023 um 32 % zurückgegangen, und die Zahl der fertiggestellten Wohnungen wird 2025 voraussichtlich nur noch bei etwa 229.000 liegen – weit entfernt vom Ziel von 400.000 Wohnungen jährlich. Auch die Umsätze im Wohnungsbau sind stark rückläufig, mit einem prognostizierten Minus von 5 % im Jahr 2025.Diese Entwicklungen wirken sich direkt auf den Gerüstbau aus, da Neubauprojekte traditionell eine wichtige Einnahmequelle darstellen. Somit heißt es, keine Neuprojekte, kein Gerüst.
Herausforderungen für den Gerüstbau
- Rückläufige Auftragslage: Die sinkende Bautätigkeit führt zu weniger Projekten, was einen verstärkten Wettbewerb unter den Gerüstbauunternehmen zur Folge hat. Kampfpreise und sinkende Margen sind die Konsequenz.
- Preisdruck: In einer Umfrage gaben 54 % der Unternehmen an, 2024 mit sinkenden Preisen konfrontiert gewesen zu sein. Auch für 2025 wird ein Rückgang der Gerüstpreise um etwa 1,5 % erwartet.
- Material- und Geräteauslastung: Die Auslastung der Materialien sank in der ersten Jahreshälfte 2024 auf nur noch 66 %, was zu niedrigeren Mietumsätzen führt.
- Unsicherheit in der Industrie: Zusätzlich zur Baukrise herrscht Unsicherheit über die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands als Produktionsstandort, was auch den Industriegerüstbau betrifft.
Wie beeinflusst die Baukrise die Planungssicherheit im Gerüstbau
Die Baukrise in Deutschland hat erhebliche Auswirkungen auf die Planungssicherheit im Gerüstbau. Baustopps und Verzögerungen beeinträchtigen die Planung der Gerüstbauunternehmen direkt, während die rückläufige Auftragslage – insbesondere im Wohnungsbau – zu weniger Projekten und einem verstärkten Wettbewerb führt. Hinzu kommen Materialknappheit und Arbeitskräftemangel, die Fertigstellungen verzögern und die Planung zusätzlich erschweren. Die Unsicherheit über zukünftige Projekte macht es für Unternehmen schwierig, langfristig zu planen und zu investieren. Zudem erschweren Preisschwankungen bei Baumaterialien und steigende Kosten eine verlässliche Kalkulation und Projektplanung.
Chancen und Strategien zur Bewältigung der Krise
Um dennoch flexibel zu bleiben, setzen viele Gerüstbauunternehmen auf verschiedene Strategien. Dazu gehören die Vermietung von Gerüstmaterial anstelle eines Kaufs, um finanzielle Flexibilität zu bewahren, sowie die Diversifizierung des Angebots, beispielsweise durch Fokussierung auf Sanierungen oder energetische Modernisierungen. Auch die verstärkte Nutzung digitaler Planungstools zur Effizienzsteigerung und eine enge Zusammenarbeit sowie bessere Kommunikation zwischen allen Projektbeteiligten helfen, Probleme frühzeitig zu erkennen und zu bewältigen. Hier kommen noch weitere Strategien:
- Diversifizierung des Geschäftsmodells:
- Der Fokus sollte stärker auf Bestandsmaßnahmen wie Sanierungen oder energetischen Modernisierungen liegen, da diese Bereiche stabil bleiben.
- Auch Industriegerüstbau und Projekte im Ausbaugewerbe bieten Potenzial.
- Investitionen in Innovation:
- Moderne Technologien wie intelligente Gerüstsysteme oder automatisierte Montageprozesse können Effizienz und Sicherheit erhöhen.
- Nachhaltige Materialien und modulare Designs könnten neue Marktchancen eröffnen.
- Zusammenarbeit und Netzwerke:
- Kooperationen mit Bauunternehmen oder Architekten können Synergien schaffen und Kosten senken.
- Fachkräfteentwicklung:
- Der Bedarf an qualifizierten Fachkräften bleibt hoch. Eine gezielte Ausbildung kann Unternehmen helfen, konkurrenzfähig zu bleiben.
- Flexibilität in der Preisgestaltung:
- Eine kluge Kalkulation und Anpassungsfähigkeit bei öffentlichen Ausschreibungen könnten entscheidend sein, um Aufträge zu sichern.
Ausblick
Die Baukrise hat den Markt stark verändert, aber sie zwingt Unternehmen auch dazu, innovativ zu denken und neue Wege zu gehen. Der Gerüstbau bleibt ein essenzieller Bestandteil der Baubranche – sei es im Neubau, bei Sanierungen oder in der Industrie. Mit einer klaren Strategie, Investitionen in Technologie und einem Fokus auf Diversifikation können Unternehmen gestärkt aus dieser schwierigen Phase hervorgehen.
Dieser Beitrag zeigt: Jede Krise birgt auch Chancen. Indem sich die Branche anpasst und neue Möglichkeiten erschließt, kann sie nicht nur überleben, sondern langfristig sogar profitieren.
Quellen:
- Die Wohnwirtschaft Deutschland
- Allgemeine Bauzeitung
- Gerüstbauhandwerk
- Hagel IT Services
- Bauindustrie
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